Kranzniederlegung durch den SPD-Stadtverband Dessau-Roßlau am 28. Februar 2025,15 Uhr, Gedenkstein für Friedrich Ebert, Ort: Kleinkühnau, Ecke Rosenburgerstr./Elsholz
Am 28. Februar 1925, vor 100 Jahren, verstarb der erste demokratisch gewählte Reichpräsident Deutschlands, Friedrich Ebert (* 4. Februar 1871 in Heidelberg) in Berlin. Er war seit 1913 Vorsitzender der SPD und amtierte von 1919 bis zu seinem Tode als erster Reichspräsident der Weimarer Republik.
Vom 6. bis 8. Dezember 1922 war Friedrich Ebert als Reichspräsident auf einen Staatsbesuch in der anhaltischen Landeshauptstadt Dessau. Ebert wurde durch den Ministerpräsidenten des Freistaats Anhalt, Heinrich Deist, und den Oberbürgermeister Fritz Hesse am Bahnhof begrüßt. Dies muss wohl einen großen Eindruck hinterlassen haben, so dass zwischen 1926 und 1929 in Dessau drei und in Roßlau ein Gedenkort geschaffen wurden. Die Tatsache, dass es in Dessau-Roßlau mehrere Orte des Gedenkens an Ebert gibt, und dass es eine große Anteilnahme an den Weihen gab, zeigt dass die Bevölkerung Achtung und Respekt vor dem ersten Reichspräsidenten hatte.
Alle Gedenkorte sind mit dem Machtantritt der Nazis vernichtet worden. Nur der Gedenkort in Kleinkühnau erlebte eine besondere Geschichte. In Erinnerung an den ersten Deutschen Präsidenten wurde im Ortsteil Kleinkühnau am 26.08.1928 auf dem sogenannten Eichenplatz, Rosenburger Straße, der noch heute dort befindliche Friedrich Ebert Stein errichtet.
Bekannt ist, dass die Weihe unter großer Anteilnahme der Bevölkerung stattfand. Zeitungen der damaligen Zeit sprechen von “republikanischen Männern und Frauen”. Schwarz-rot-goldene Fahnen demonstrierten das Bekenntnis zur damals noch jungen Republik.
Aus Kleinkühnau ist bekannt, dass der Stein ehemals mit der Aufschrift “Dem ersten Reichspräsidenten Friedrich Ebert” beschriftet war. Von dem Schriftzug ist heute nur noch das Wort “Dem” zu lesen. Weiterhin ist bekannt, dass der Stein von der NSDAP umgerissen und in ein dafür ausgehobenes Erdloch versenkt wurde. Im Jahr 1945, in der kurzen amerikanischen Ära, wurde der Stein unter Einbeziehung der amerikanischen Besatzungsmacht wieder ausgegraben. Dabei mussten überführte Nazis die Erdarbeiten erbringen. Eine Blaskapelle soll dazu gespielt haben.
Zum Aufrichten des Steines ist es dann nicht mehr gekommen. Die Amerikaner zogen ab und die Sowjets übernahmen deren Funktion. Danach ist der Stein zum zweiten Mal geschändet worden. Wohl Kommunisten sollen den Schriftzug abgemeißelt und den Stein abschließend mit Teer begossen haben. Danach wurde der Stein ein zweites Mal vergraben und die Fläche mit Bauschutt überlagert.
Nach 50 Jahren, im Juli 1995 wurde der Stein abermals freigelegt. Insbesondere die SPD-Mitglieder Franz Schmidt, Dietrich Gürtler, Wolfgang Kühnert, und Werner Gottschalk brachten sich hierbei ein und legten den Stein wieder frei.
Mit Unterstützung der Stadt Dessau wurde 1997 der ehemalige Gedenkort wieder hergerichtet. Heute ist dieser mit einer Steintafel davor ergänzt worden mit der Aufschrift:
FRIEDRICH-EBERT-GEDENKSTEIN
1928 von den Dessauer Sozialdemokraten
errichtet mit der Aufschrift
Dem Reichspräsidenten FRIEDRICH EBERT
1933 und 1945 von Gegnern der
Demokratie beschädigt und vergraben
1997 von der Stadt Dessau wiedererrichtet
zur mahnenden und ehrenden Erinnerung
Der Stein soll eine Mahnung sein und lehren, dass Demokratie ein hohes Gut ist und neben Friedrich Ebert auch an die Zeiten erinnert, in der die Demokratie verachtet und verletzt wurde. Immer wieder wird deutlich, wie fragil unsere Demokratie ist und wie wichtig es ist diese zu schützen!
Text: Robert Hartmann