Zeitenwende?! Wie Corona die Gesellschaft verändert

Über die interessante Online-Veranstaltung der FES mit dem Soziologen Heinz Bude am 02.09.2020 möchte ich hier gern berichten, denn wir brauchen Lösungsansätze für die anstehenden Probleme und für eine bessere Zukunft.

Heinz Bude ist überzeugt, dass wir uns in einer Zeitwende befinden. Die Corona-Pandemie wird unser Leben verändern. Das neue Thema wird nicht Freiheit, sondern Schutz sein. Der Lockdown war eine schwere Zeit. Für viele gab es Überlastung durch Homeschooling und Homeoffice. Wir mussten uns Verhältnissen beugen, für die niemand etwas konnte. Jedes Bundesland ging dabei eigene Wege. Das hat auch für Frust gesorgt und teilweise für eine Staatsphobie. Wir mussten feststellen, dass es verbitterte Menschen gibt, die alles besser wissen und denen keiner mehr zuhört. Einige wiederum fordern Freiheiten ein, die sie längst besitzen, nur weil ihre Meinung nicht auf fruchtbaren Boden fällt.

Wir haben gemerkt, dass man allein nicht weiterkommen und unter Umständen auf die Hilfe anderer angewiesen ist. Das trifft natürlich nicht nur für unser Land zu, sondern erstreckt sich auf alle anderen Länder. In der Corona-Krise sind es vor allem die älteren Bürger und Menschen mit Vorerkrankungen, die auf einmal unsere Unterstützung benötigten.

Solidarität und Zusammenhalt sind in den 50 Jahren Neoliberalismus immer geringer geworden. Das hat zu einer tiefen Spaltung der Gesellschaft geführt. Während früher sich die Solidarität durch Arbeitsteilung in den Fabriken herausgebildet hat, diese aber immer mehr abnimmt, brauchen wir heute andere Situationen zur Erzeugung von Solidarität. In den schweren Krisenzeiten ist jetzt ein Umdenken gefordert.

Es ist auch der notwendige Schutz der Umwelt und des Klimas, der uns zu neuen Wegen zwingt. Es gibt viele Menschen, die durch den Klimawandel arm geworden sind. Deutschland allein wird nicht viel ausrichten, wenn nicht auch die anderen Länder einen Beitrag zur Senkung des CO2-Ausstoßes und zur Verbesserung des Klimas leisten.

Deutschland hat die Krise bisher gut gemeistert trotz einzelner Pannen. Das zeigt, dass wir einen gut funktionierenden Staat haben. Die Demonstranten behaupten zwar das Gegenteil, haben diese Erkenntnis aber nicht wahrgenommen, weshalb auch immer. Andere Länder hatten es viel schwerer und hohe Krankheitszahlen zu verzeichnen.

Heinz Bude nannte es die Erfahrung der Verwundbarkeit, die wir alle erst kürzlich erlebt haben. Wir brauchen die Unterstützung der anderen. Wir brauchen einen neuen Solidaritätsbegriff und wichtige Schritte zur Veränderung:

  • Reduzierung der Versiegelung
  • Es gibt zu viele Pendler, die mit privaten PKW’s unterwegs sind
  • Der Immobilienmarkt ist problematisch, Blasenbildung, zu viel Geld im Umlauf
  • Besser das Erbpachtmodell in Großstädten anwenden
  • Die Vererbung von Grund und Boden sollte nur für 2 oder 3mal möglich sein
  • Die Gründung von Genossenschaften kann ein positives Modell sein (Kollektivgüter)
  • Neue europäische Arbeitsteilung
  • Eine Umfrage unter Jugendlichen hat gezeigt, dass Freundschaften an erster Stelle stehen, weil sie Einsamkeit überwinden helfen
  • Wir brauchen einen Staat, vor dem man sich nicht fürchten muss

Resümee: Wir brauchen eine solidarische Gesellschaft!

Wer Interesse hat, kann sich mit dem neuen Buch von Heinz Bude: „Solidarität – Die Zukunft einer großen Idee“ umfassend mit dem Thema auseinandersetzen.

Text: Christine Walther